Wir Menschen sind irgendwie verrückt – jeder von uns ist einzigartig und ein unvergleichliches Individuum – und trotzdem wollen wir eigentlich nicht wir selbst sein. Wir blicken in die Zukunft, sehen uns in 5 Jahren, machen Pläne, wollen etwas verändern. Wir haben ein Zukunftsbild von uns selbst, was und vor allem wie wir es erreichen möchten.
Doch bleiben wir dabei nicht auf der Strecke?
Manche würden vielleicht sagen: „Ach weißt du, so große Ziele habe ich gar nicht, ich bin eigentlich glücklich“.
Doch – es kommt nicht auf die Größe der Ziele an, sondern lediglich, dass man diese Ziele im Auge hat, diese Idealvorstellungen. Auch wenn einer nicht Millionär werden will, so will er doch gesund und glücklich sein. Auch wenn man weiß, dass man nicht ganz bei seinem „Idealpartner“ gelandet ist und häufig streitet, möchte man doch eine harmonische Beziehung mit ihm, oder ihr haben. Wir malen uns eben die Zukunft in bunten Farben.
Doch was ist Jetzt?
Wenn wir uns in diesem Moment einmal nüchtern betrachten, so können wir stets zwei Dinge sehen: Wir sehen an uns Stärken, und wir sehen Schwächen.
Es gibt natürlich Menschen, die nur Stärken sehen, da sie meinen, dass sie gar keine Schwächen hätten, aber zu solchen Leuten spreche ich nicht. Wer ehrlich ist und nicht in einem irrationalem Narzissmus verhaftet ist, der sieht Schwächen. Doch wie sollten wir damit umgehen?
Ein Vorschlag: Akzeptanz
In unserer Leistungsgesellschaft sind wir auf Perfektion und Geltungsdrang geeicht. Wir laufen im Kreis wie die Tiere und zeigen unser buntes Federgewand jedem, der es sehen, oder auch nicht sehen möchte. Oftmals ist dieses Federgewand gar nicht natürlich, sondern wir haben mit ein paar Farbklecksen nachgeholfen. Soll heißen: Wir betrügen gern – uns und auch andere.
Nicht, dass wir es extra tun. Wir machen es, weil es jeder macht. Keiner will sich die Blöße geben. Wir alle sind stark. Manche meinen sogar, dass die Frauen das starke Geschlecht seien. Die Frau, die noch einen natürlichen Zugang zur Schwäche und Demut hat – wird zu einem Leistungsroboter umfunktioniert, zu einer Fantasiegestalt, sie wird zu „Wonderwoman“. Doch es gibt weder Wonderwoman, noch gibt es Superman.
Es gibt immer nur Individuen, die ihren Weg gehen. Manche gehen ihn in Begleitung einer ganzen Horde von Menschen (die Sozialen), oder sie gehen ihn auf eigene Faust (MGTOW). Haben wir uns dafür entschieden? Ich meine: Nein.
MGTOW´s werden vielmehr gemacht, als dass es eine freie Entscheidung wäre.
Sei es, dass man schon immer irgendwie „unsozial“ war, oder dass man durch schlechte (oder besser: reale) Erfahrungen unsozial geworden ist. Es gibt immer ein Bündniss mit unserer Erfahrungswelt und unserer Umwelt. Wir kommen da nicht heraus.
Doch natürlich gibt es solche „Patentrezepte“. Der Pick-Up Artist etwa, versucht sich durch Aneignung von „social skills“ und anderen Methoden („cocky and funny“ etc.) zu einem sozialeren Menschen zu machen, der gut ankommt und mit dem sich die Frauen gerne umgeben. Und dies funktioniert in vielen Fällen. Dann fühlt man sich großartig, man steigt auf der Leiter hinauf, hat tolle Erlebnisse und „lebt richtig“. Doch ist es das wirklich? Ich meine: „Richtig leben“?
Ich selbst bin ein sehr introvertierter und stiller Mensch, doch auch ich wollte da heraus kommen: Sozialer sein, besser mit Menschen umgehen können, sie irgendwie begeistern – und – ich gebe es zu: auch manipulieren zu können. Jeder Pick-Up Artist, der dies verneint, der lügt in meinen Augen. Doch warum hat es bei mir nicht funktioniert?
Diese Frage brauche ich gar nicht zu stellen, denn: Es hat funktioniert!
Ich hatte eine Phase in meinem Leben, indem alles perfekt lief, ohne großen Aufwand. Doch ich hatte ständig dieses bohrende Gefühl in mir, dass irgendetwas schief lief. Doch was? Ich hatte doch alles: Einen guten Job, einen großen sozialen Zirkel, viele Kontakte, hübsche und begehrenswerte Frauen. Doch was lief schief?
Ich sag´s euch: Ich war nicht ich selbst gewesen!
Ich hatte nicht den Mut, heraus zu gehen und so zu sein, wie ich bin. Ich verstellte mich permanent, trug Kleidung, die mir gar nicht wirklich gefiel (schöne Hemden, klassische Lederschuhe, Chino Pants usw.) Ich sah aus, wie das Klischee eines „Men´s Health Models“. Doch eigentlich war dies gar nicht mein Ding. Ich mag es lieber sportlich, locker, nicht so herausgeputzt, nicht immer die Haare gestylet. Doch, so würde ich nicht gut ankommen bei den Frauen, dachte ich – und – ich hatte auch Recht (tadaaa!)
Hier geht es nicht darum euch zu verklickern, dass ihr „phänomenal“ seid, so wie ihr eben seid und euch die Leute dann auch lieben werden, weil ihr ehrlich zu euch selbst seid. Denn: genau das Gegenteil ist der Fall!
Die Menschen stehen auf Stereotypen, sie wollen und lieben diese gekünselte Art, die sie aus den Zeitschriften und aus den Filmen kennen. Sie interessieren sich nicht wirklich für dich, sondern nur dafür, ob du ihren Vorstellungen entsprichst (die eigentlich gar nicht ihre wirklichen Vorstellungen sind, sondern nur Klischees, die man ihnen eingetrichtert hat). Darum laufen auch so viele genormte Menschen herum, da wir nicht gerade viele Stereotypen in unserer Gesellschaft besitzen.
Doch mir wurde irgendwann klar: Ich will kein Mensch von der Stange sein. Das will ich nicht mehr. Ich will keine Ralph Lauren Hemden und keine Bootsschuhe mehr tragen. Ich will keine Ray Ban und den neuesten Flitzer fahren. Ich will einfach nur Ich sein. Und dieses Ich war weit entfernt von dem, der ich damals war.
Also musste etwas passieren. Ich konnte so weiter machen und mir selbst was in die Tasche lügen, oder ich konnte die Notbremse ziehen und aus meinem Fake Leben aussteigen und mein echtes Leben in Angriff nehmen. Diese Entscheidung zog sich so über 2 Jahre hinweg – weil ich Angst hatte.
Angst, Freunde und Kontakte und natürlich die Frauen zu verlieren. Letztendlich überwand ich diese Angst, doch meine Befürchtungen kamen in die Realität – ich verlor wirklich nach und nach meine Freunde, meine Kontakte und die Frauen. Es wurde dann auf einmal so krass, dass ich nach noch nicht einmal einem halben Jahr komplett alleine da stand. Die paar treuen Freunde, die ich noch hatte, sind alle weggezogen. Die Frauen wollten von dem „echten Ich“ nichts wissen. Die Kontakte verblassten, da ich nicht das ganze Wochenende mehr durch irgendwelche Kneipen und Discotheken hetzen wollte. Alles in allem stand ich mit Nichts da. Und dies war hart – sehr hart. Mich überkamen Zweifel über Zweifel und ich wollte zurück in meine alte Rolle, die doch so gut funktioniert hatte. Und ich bin ehrlich: Ich versuchte es sogar.
Doch Gott sei Dank bin ich damit gescheitert. Und trotz dieser harten Phase kam ich irgendwann dort an, wo ich hin wollte: bei mir selbst.
Ich weiß, dass es da draußen vielen ähnlich geht. Und ich will keine Illusionen verbreiten. Man muss es aussprechen, so wie es ist:
Es lohnt sich immer, zu sich selbst zurück zu kehren. Es ist das, worum es im Leben eigentlich gehen soll. Es verschafft dir Freiheit und Selbstliebe, Respekt und Harmonie. Du wirst ein authentischer Mensch, ein echtes Individuum, und nicht nur ein Normmensch von der Stange.
Doch bis du dort hin kommst, warten zahlreiche Verluste auf dich, noch zahlreicher als du glaubst.
Du vertiefst deine Menschenkenntnis auf eine sehr intensive Art, die dich stellenweise verzweifeln lässt, weil du merkst, dass jeder in deinem Umfeld in einer Scheinwelt lebt. Sie sind selber Schein und aus dir machen sie einen weiteren Schein, eine Rolle, die sie wiederum bestätigt und die „vorzeigbar“ ist. „Sehen und gesehen werden“ sagt mein Vater immer.
Doch wenn ich „sehe“, dann will ich etwas Echtes sehen, ich möchte authentische Menschen sehen. Und wenn ich „gesehen werde“, dann will ich nicht eine Rolle darstellen, die den Leuten gut gefällt, da sie auf ihren Geschmack abgestimmt wurde, sondern ich will so gesehen werden, wie ich eben bin. Und so werde ich auch jetzt von den Leuten gesehen, da ich es gelernt habe, in mir selbst eine authentische Persönlichkeit aufzubauen. Doch diese eckt an, erntet keinen Applaus und ist sozial eher nicht tragbar. Warum? Weil ich mich nicht mehr verstelle und sage, was ich meine, handele wie ich möchte und durch die Welt gehe, wie ich es für richtig halte – es ist „mein Ding“.
Das ist es, was ich unter MGTOW verstehe.